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Bastian Albers mit dem Fahrrad auf den Mount Everest

Verfasst von Bastian Albers am . Veröffentlicht in Radsport

Wie in (fast) allen Sportarten sind auch im Radsport alle Events und Rennen aus den bekannten Gründen abgesagt worden. Den Vorteil, den Radsportler während der Corona bedingten Ausgangsbeschränkungen hatten, war dass sie ihr Training auf dem Bike wie gewohnt und ohne größere Einschränkungen durchziehen konnten. Da das öffentliche Leben ansonsten fast auf 0 zurück gefahren wurde, konnten die meisten Radsportler ihren Trainingsumfang sogar noch etwas steigern anstatt wie viele anderen Sportarten Einschränkungen hinnehmen zu müssen.

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Soweit erstmal so gut. Nach einiger Zeit des gesteigerten Trainings tauchte das mentale Problem auf, das man sich fragt, wofür man überhaupt trainiert. So ganz ohne ein konkretes Ziel wie ein Rennen fällt die Motivation doch hin und wieder etwas schwer.

Der 31-jährige Bastian hatte sich im Herbst des vergangenen Jahres das Ziel gesetzt im Juli dieses Jahres an der Salzkammergut Trophy mit 210 km und 7200 Höhenmeter in Österreich auf seinem Mountainbike teilzunehmen. Da auch dieses Event der Corona Pandemie zum Opfer fiel, kam ihm auf einer seiner Trainingsrunden die Idee, sich der Herausforderung „Everest Challenge“ zu stellen.

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Bei dieser Challenge, die in letzter Zeit auch durch den Versuch von Rad-Profi und Tour de France viertplatzierten Emanuel Buchmann bekannt geworden ist, geht es darum, an einem Stück die Höhe des Mount Everest von 8848 Höhenmetern zurückzulegen. Die Regeln sind dabei sehr simpel gehalten: Immer nur die gleiche Strecke, Auffahrt muss die gleiche Strecke wie die Abfahrt sein, Zeitlimit gibt es keins aber lange Pausen oder Schlaf sind nicht erlaubt, Schieben ist verboten.

Nachdem Bastian noch ein paar Nächte über diese Idee geschlafen hatte und der Entschluss sich dieser extremen Herausforderungen zu stellen verfestigt hatte, begannen die Planungen. Als Termin wurde Fronleichnam ausgewählt, Anne und Hans-Walter wurden als Betreuer mit ins Boot geholt und die Strecke ausgewählt. Hier entschied Bastian sich für die Strecke von der Kirche bis zur Kreuzung auf dem Lenscheid. Um das Ziel zu erreichen müsste die 12,25 km lange und mit 275 Höhenmeter gespickte Strecke also 33-mal bewältigt werden. 

Nachdem alle Planungen abgeschlossen waren, wurde das Training die zwei Wochen vor der Challenge reduziert, um ausgeruht an den Start gehen zu können.

Am 11. Juni (Fronleichnam) um 4 Uhr morgens war es dann soweit. Bastian schwang sich leider bei Regen auf sein Rennrad und im Dunkeln wurde der erste Anstieg in Angriff genommen. Zügig setzte die Morgendämmerung ein, der Regen ließ nach und die ersten Anstiege konnten problemlos bewältigt werden. Nach 5 Runden (1375 hm und 61 km) stand die erste planmäßige Pause an. Hierzu wurde die Gartenhütte der Eltern angefahren, die Getränkeflaschen aufgefüllt und eine Kleinigkeit gegessen.

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Die Runden 6-10 verliefen ohne besondere Vorkommnisse und gegen 9:15 Uhr steuerte Bastian erneut die Verpflegungsstelle bei den Eltern an. Da bis hier hin alles wie geschmiert lief, machte Bastian sich nach einer kurzen Pause wieder auf den Weg um die nächsten Runden in Angriff zu nehmen. Diese 5 Runden verliefen allerdings nicht mehr so problemlos wie die ersten. Bastian musste dem Tempo der ersten 10 Runden Tribut zollen und jede Pedalumdrehung fiel gefühlt doppelt so schwer wie zuvor. Außerdem kamen immer öfter die Gedanken warum man sich das überhaupt antut und das es doch auch gut sei 13 Runden gefahren zu sein. Also Abbruch nach der nächsten Abfahrt? In diesem Moment bekam Bastian zum Glück Unterstützung durch Sebastian Hermes, der ihn motivierte zumindest die 15 Runden bis zur nächsten Pause voll zu machen. So quälte sich Bastian noch einmal die 275 Höhenmeter von der Kirche zum Lenscheid. Während der Abfahrt stellte Bastian fest, dass die elektrische Schaltung seines Rennrads den Dienst leider komplett quittierte und kein Gangwechsel mehr möglich war. Jetzt hatte man doch endlich auch den passenden Grund, die Challenge für gescheitert zu erklären. Naja erstmal ein paar Nudeln essen. Nachdem kurzerhand das Mountainbike als Ersatzrad organisiert wurde, wollte Bastian es doch nochmal versuchen und nahm die nächsten 5 Runden in Angriff.

Diese verliefen auch dank der Unterstützung von Hans-Walter, der Bastian insgesamt auf 9 Runden begleitete wieder besser. Gegen 16 Uhr konnten somit nach ca. 12 Stunden die ersten 20 Runden abgehakt werden. Da mit dem Mountainbike nicht mehr die Geschwindigkeit wie mit dem Rennrad zu erreichen war, entschied Bastian sich die nächsten 2 Blöcke auf 4 Runden zu reduzieren.

Analyse Everesting

Diese insgesamt 8 Runden konnten auch dank der Begleitung von Hans-Walter und Sebastian recht unproblematisch absolviert werden und die Rundenzeiten konnte sogar wieder reduziert werden.

Gegen 22 Uhr und mit einsetzender Dämmerung machte Bastian sich nach der letzten Pause auf den Weg die verbleibenden 5 Runden in Angriff zu nehmen. Mit dem Ziel kurz vor Augen konnten die noch fehlenden 1375 Höhenmeter ohne größere körperliche Beschwerden erklommen werden. Um 1 Uhr erreichte Bastian somit nach 9075 Höhenmeter, 407 km, insgesamt 21 Stunden Fahrzeit und 11.500 verbrauchten Kilokalorien die Gartenhütte der Eltern. Hier wurde auf das erreichte Ziel noch kurz angestoßen.

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Bis bald im Wald

Eure Abteilung Radsport

 

Schlagworte: Mountainbike, MTB, Rennrad, Radsport

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