Kreuzfahrt oder Alpenüberquerung ?
Wer auf eine Alpenüberquerung aufbricht, entscheidet sich wohl ganz bewusst für den Gegenentwurf zum durchgetakten all inclusive-Luxus-Urlaub. Die Alpen sorgen sozusagen für eine Wellnessbehandlung der unbequemen Art. Dafür belohnen uns die Berge mit ursprünglichen Anforderungen, die im täglichen Leben oft zu kurz kommen: eigenständige Planung der Route, Reduzierung aufs Wesentliche mit minimalem Gepäck, langsames Vorankommen, Reaktion auf Veränderungen, Wahrnehmung des eigenen Befindens und der Umweltbedingungen. Kälte, Sonne, Schnee und Hitze. Materielles verliert an Bedeutung. Mühe wird immer belohnt. Eine Rast am Gebirgsbach kostet keinen Cent. Brunnen spenden Trinkwasser. Der Weitblick am Gipfel ist nicht von Wänden begrenzt. Tiefenwirkung auf den Körper und Einblicke in die Seele sind garantiert. Also: einklicken und los gehts.
Zum fünften Mal machten sich 6 Rönkser Jungs am 16.07.16 auf in das Abenteuer Alpencross.
Geplant wurden sechs Etappen mit einer Streckenlänge von 360 Km und 13500 Hm. Schon Tage vorher meldete der Wetterdienst keine guten Aussichten, sogar von Neuschnee war die Rede. Aber auch diese Wetterprognosen konnte unsere Vorfreude zu dieser Tour nicht schmälern. Nach einer langen Vorbereitungsphase war es endlich soweit und der Tansporter bepackt mit Ausrüstung, den Fahrrädern und den hochmotivierten Pedalrittern konnte pünktlich um 23 Uhr gestartet werden.
Zum Frühstück erreichten wir unseren Ausgangspunkt in Sölden. Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns zu unserer 1. Etappe zum Vernagt-Stausee auf den Weg. Um innerhalb des Zeitfensters zu bleiben brachte uns die Gaislachkogelbahn zur Mittelstation. Ein langer Anstieg folgte über die Ötztaler Gletscherstraße.
Das Ötztaler Gletschergebiet beinhaltet den Superlativ " höchster mit dem Rad erreichbarer Punkt der Alpen" der auf 2830 Metern Höhe liegt. Diese Gletscherstraße ist mit einem herrlich glatten Teerbelag versehen und bietet für viele interessierte eine landschaftliche Schönheit ins ewige Eis.
Angekommen auf dem Tiefenbachferner lag eine lange Abfahrt vor uns, bis nach Vent. Der nächste Teilabschnitt bis zur Martin Busch Hütte war sehr stark geprägt durch Wellenförmiges auf und abfahren. An der Martin Busch Hütte angekommen gab es eine kurze Pause bevor der Schlussanstieg bis zur Similaun Hütte seinen Lauf nahm. Eis und Schnee erschwerten zusätzlich den Aufstieg zum Pass und das Zeitfenster wurde immer schmaler. Glücklich und erleichtert erreichten wir die Hütte, doch der Drops war noch lange nicht gelutscht.
Der Abstieg war das Sahnehäubchen an diesem Tag und verlangte von uns allen nochmals jede Menge Körner, die wir beim Anstieg zum Pass schon längst verbrannt hatten. Der Abstieg war sehr steil und rutschig und mit den Cleeds unter der Sohle lief man wie auf Eiern. Am Ende kamen alle heile und gesund am Stausee an. Zurück blieb eine Erinnerung, die auch mit der Schönheit der Alpen seinen Preis hatte.
Bis bald im Wald
Die Alpencrosser